leichte spracheWir untersützen Sie, wenn Sie körperliche, psychische, finanzielle, sexualisierte oder andere Formen von Gewalt erfahren.

Wir beraten zu den Folgen von Gewalt.

Im Landkreis Verden arbeiten wir mit dem Frauenhaus, der BISS-Beratungsstelle und der Beratungsstelle horizonte zusammen.

Überregional sind wir im bff vernetzt. Auf der Seite des bff finden Sie vielfältige Informationen zum Thema Gewalt.

 

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Gewalt gegen Frauen* und Kinder ist ein gesellschaftliches Problem.

Gewalt ist die Verletzung der körperlichen und/oder seelischen Integrität eines Menschen. Das Verhalten bezweckt, einen Menschen zu verletzen, und Macht und Kontrolle über diesen Menschen zu erlangen oder sie zu behalten.

Unter Gewalt an Frauen* und Kindern verstehen wir die Gewalt von vorrangig (cis) Männern, die nicht nur körperliche Gewalt beinhaltet, wie z.B. schlagen, treten, sondern auch seelische Gewalt, wie z.B.: Psychoterror, Demütigungen und materielle Gewalt, wie z.B. das Verweigern von Haushaltsgeld, Zerstörung von Gegenständen etc.

Das Selbstbestimmungsrecht und die Eigenverantwortlichkeit von Frauen* garantiert heute das Grundgesetz. Nicht zuletzt dank der intensiven Arbeit von Feministinnen und engagierten Frauen* der neuen Frauenbewegung, erkämpften Frauen* auf vielen Ebenen Erfolge: z.B. besuchen heute mehr Mädchen* die Gymnasien als Jungen*; Vergewaltigung in der Ehe ist endlich ein strafrechtlicher Tatbestand usw.

Diese Erfolge dürfen aber nicht darüber hinwegtäuschen, wie häufig und massiv Frauen* im allgemeinen nach wie vor von Benachteiligungen betroffen sind: z.B. leben überproportional viele alleinerziehende Frauen* mit Kindern von ALG II.

Da die gesellschaftlichen und individuellen Voraussetzungen nach wie vor oft nicht gegeben sind, um Erwerbs-, Haus- und Familienarbeit zu verbinden, begeben sich immer noch viele Frauen* in finanzielle Abhängigkeit von Männern. Frauen* verdienen - falls erforderlich oder auch gewünscht - „etwas dazu”.

Die ungleiche Verteilung der bezahlten und unbezahlten Arbeit in unserer Gesellschaft bleibt damit weitgehend erhalten. Abhängigkeiten und Benachteiligungen zwischen Frauen* und Männern lassen sich aber nur aufheben, wenn Frauen* und Männer unabhängig voneinander über berufliche Arbeit ihre ökonomischen Existenzen sichern können.

Die Machtverhältnisse zwischen Frauen* und Männern basieren auf diesen Strukturen ökonomischer Existenz. Solange Männer Frauen* wie ihren Besitz behandeln und die Kleinfamilie nicht als Ort von Gewalt und Unterdrückung benannt wird, brauchen Frauen* noch sehr viel Mut, Unterstützung, Kraft und Macht, um ein selbstbestimmtes Leben für sich und ihre Kinder zu erkämpfen.

Frauen* erleben Gewalt auf der strukturellen und individuellen Ebene. Strukturelle Gewalt resultiert aus den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Die, über Jahrhunderte tradierten und aktuellen Werte und Normen, Gesetze und Besitzverhältnisse sind die Grundlage für diskriminierende, einengende und von Gewalt geprägte Lebensbedingungen von Frauen*.

In der Familie oder Partnerschaft ist das Ausmaß körperlicher Misshandlungen und seelischer Grausamkeiten von erschreckender Bandbreite. Frauen* werden geschlagen, verprügelt, verletzt.
Sie werden bedroht, eingesperrt, genötigt.
Sie erleiden Knochenbrüche, Gehirnerschütterungen, Hirnverletzungen, Platzwunden, Hämatome, Wunden durch Verbrennen, Fehlgeburten durch Prügel, ausgeschlagene Zähne, Würgemale, eingerissene Ohrläppchen und Lippen, ausgerissene Haare, Verletzungen in der Vagina durch Vergewaltigung und Einführen von Gegenständen. Hartnäckig wird versucht, die Gewalt von Männern gegen Frauen* zu individualisieren.
Hierzu gehören alle Versuche, die Frauen*misshandlung als Verhaltensweise von Psychopathen, Suchtkranken oder Asozialen zu betrachten oder als Modus der Konfliktlösung der Unterschichten zu erklären.

Deutlich wird dies auch in Medienberichten, die von Familientragödien berichten, wenn es um Männergewalt gegen Frauen* und Kindern geht.

Misshandlungen von Frauen* innerhalb ihrer Beziehung sind kein schichtspezifisches Problem. Männer aller sozialen Schichten, Bildungs- und Berufsgruppen üben Gewalt gegenüber Frauen* aus.
Die obigen Beispiele zeigen, dass die unterschiedlichsten Anlässe und Umstände, unter denen Frauen*misshandlung in der Öffentlichkeit dargestellt werden, implizieren, dass die betroffene Frau* unfähig ist, sich einen „normalen” Mann zu suchen.

Das heißt also, im Grunde beruht ihre Situation auf ihrer eigenen Unzulänglichkeit in Bezug auf eine "geschickte" Partnerwahl.
Damit wird aber die Gewalttätigkeit der Männer zum Problem der Frauen* umdefiniert.

Das genaue Ausmaß der Gewalt gegen Frauen* und der auch immer davon mitbetroffenen Kinder ist nicht bekannt, denn die Übergriffe finden ”zu Hause”, in der Familie oder Partnerschaft statt, an einem Ort, der die geringste Kontrollmöglichkeit beinhaltet und nur einen beschränkten Eingriff von staatlicher Seite zulässt.

Gewalt an Frauen*, auch bezeichnet als häusliche Gewalt und/oder Beziehungsgewalt ist alltägliche Realität von Frauen* und Kindern.

Gewalt an Frauen* ist ein weltweites Problem. Sie betrifft weder Frauen* einer speziellen Nationalität noch Frauen* einer bestimmten Schichtzugehörigkeit. Gewalttätig werden nicht alle Menschen und auch nicht alle Männer, aber am häufigsten Männer. Männer schlagen die Person am häufigsten, an die sie sich am stärksten binden.

Das bedeutet, dass Frauen* am meisten Angst vor dem Mann haben müssten, der ihr im Leben am nächsten steht - und nicht vor dem Unbekannten im Nachtbus.

Der gefährlichste Ort ist die Familie - und nicht der dunkele Park. Gewalt ist gewollt. Jeder Gewalthandlung liegt eine bestimmte Intension zugrunde, eine Entscheidung zur Gewalt. Gewalthandlungen als Kurzschlusshandlungen zu bezeichnen bedeutet eine Verharmlosung der Gewalt. Jede Gewalthandlung ist eine willentliche und selbst zu verantwortende Tat.

Diese wichtigen gesellschaftlichen und individuellen Zusammenhänge in Gewaltbeziehungen sind der Hintergrund für unsere Beratungs- und Gruppenarbeit für Frauen* mit Gewalterfahrungen.

Die Frauenberatung Verden hat schon seit Beginn der Beratungsarbeit 1993 als einen wichtigen Schwerpunkt die Beratung und Unterstützung von Frauen*, die in Gewaltbeziehungen leben oder gelebt haben.

Seit Januar 2002 gibt es ein neues Gewaltschutzgesetz, in dem verschiedene rechtliche Möglichkeiten festgeschrieben wurden, um Frauen* und Kindern, die häusliche Gewalt in der Familie erleben, schneller, effektiver zu helfen und sie besser zu schützen.

Das Motto lautet: „Wer schlägt, muss gehen!”.

Eine schon lange geforderte Regelung, damit Frauen* und Kinder an dem Ort wohnen bleiben können, der ihr Zuhause ist und die Täter sich einen anderen Ort suchen müssen. BISS (Beratungs- und Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt) wird nun Hilfen anbieten in akuten Fällen im Rahmen des Gewaltschutzgesetzes.

Die Frauenberatung Verden wird im Rahmen der psychosozialen Beratung psychische und physische Gewalt als ein Thema behalten und verstärkt Beratung zu den Folgen von Gewalt anbieten.